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Ein Feldweg endet in einer T-Kreuzung und biegt daher sowohl nach rechts als auch nach links ab

Was ist eine Bipolare Störung und welche Anzeichen und Beschwerden treten bei der Erkrankung auf?

Eine extreme Veränderung der Gefühle und der Stimmung ist ein typisches Zeichen einer bipolaren Störung. Stimmungsschwankungen kennen alle Menschen. Betroffene Personen leiden allerdings unter enormen Stimmungsschwankungen. Dies spiegelt sich auch in ihrem Verhalten wider.

So können Erkrankte über mehrere Wochen sehr traurig und niedergeschlagen sein. Nichts macht ihnen mehr Freude und Hobbies, sowie Kontakte zu anderen Personen, werden vernachlässigt. In dieser Zeit fehlt ihnen oft der Antrieb und sie fühlen sich komplett kraftlos. Auch der Schlaf ist gestört und es kommt zu ständigem Erwachen, sodass sie nie das Gefühl haben, ausgeruht zu sein. Doch nicht nur im Verhalten schlägt sich die Stimmungsveränderung nieder, sondern auch im Denken. Betroffene leiden oft unter Konzentrationsstörungen. Sie sind oft nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen. Sie zweifeln an sich selbst und glauben, sie seien wertlos und an Vielem schuld. Die Belastung kann so schlimm werden, dass erkrankte Personen das Gefühl haben, sie nicht mehr ertragen zu können und lebensverneinende Gedanken haben.

In anderen Phasen schäumen die Betroffenen dagegen vor Energie nur so über und sind gut gelaunt, manchmal auch extrem gereizt. Alles geht ihnen scheinbar leicht von der Hand. Sie fühlen sich vital und gesund. Durch ihren Überschuss an Energie brauchen sie nur wenig Schlaf und wollen viele Dinge gleichzeitig erledigen. Sie sind leicht abzulenken. Oft fällt es Erkrankten schwer, sich zu kontrollieren, z.B. neigen sie dazu, viel Geld auszugeben. In solchen Hochphasen ist das Denken sehr schnell und manchmal durcheinander und sprunghaft, so dass ihre Gesprächspartner ihnen nicht mehr folgen können. Betroffene denken, alles schaffen zu können. Dabei überschätzen sie sich oft, was dann mit schwerwiegenden Konsequenzen einhergehen kann. So kann es nach solchen Phasen zu enormen Schuld- und Schamgefühlen kommen, aber auch zu großen Verlusten.

Der Wechsel zwischen den Phasen kann fließend sein, manchmal wechseln Stimmungen sogar mehrmals am Tag.

Ob tief traurig oder in überschäumender Stimmung, Betroffene benötigen in beiden Phasen dringend ärztliche Hilfe.

Wie erkennt eine Ärztin oder ein Arzt, ob ich an einer Bipolaren Störung erkrankt bin?

Bipolare Erkrankungen sind auf den ersten Blick nicht gut zu erkennen. Bisher ist es leider nicht möglich anhand von körperlichen Messungen die Krankheit nachzuweisen. Eine Fachärztin oder ein Facharzt oder eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut kann Symptome der Erkrankung nach einem ausführlichen Gespräch erfassen und zuordnen. Sie bzw. er kennt die Grenzen zwischen normaler Stimmungsschwankung und Zeichen der bipolaren Störung gut. Oft werden auch Fragen zur Lebensgeschichte gestellt, denn bei genauem Hinsehen finden sich möglicherweise schon frühe Zeichen der Erkrankung. Ebenso können psychologische Tests hilfreich sein.

Auch ist es sinnvoll, Angehörige zu befragen. So kann die Ärztin oder der Arzt oder die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut ein vollständiges Bild vom Gesundheitszustand bekommen. Gespräche mit Angehörigen können natürlich nur mit dem Einverständnis der Betroffenen geführt werden.

Um körperliche Ursachen auszuschließen, müssen noch weitere Untersuchungen durch eine Ärztin oder einen Arzt gemacht werden. Zusätzliche Informationen bieten Bluttests oder EEGs (Gehirnfunktionen).

Ein vertrauensvolles Verhältnis ist besonders wichtig. Nur hierdurch ist die bestmögliche Behandlung gewährleistet.

Wie kann eine bipolare Störung behandelt werden?

Schlaflosigkeit, Rastlosigkeit oder tief traurige Stimmungen lassen sich gut medikamentös behandeln, weshalb Medikamente ein wichtiger Teil der Behandlung sind. Durch sogenannte Phasenprophylaktika können extreme Stimmungswechsel reduziert und verhindert werden.

Für Menschen mit einer bipolaren Störung ist es besonders wichtig, Informationen zum Krankheitsbild zu erhalten. Es hilft ihnen, ihre Symptome besser einzuschätzen und Entscheidungen zu treffen, welche den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen können.

Wo bekomme ich Hilfe?

Viel mehr Personen als vermutet leiden an einer bipolaren Störung (1-5%). Die LWL-Kliniken bieten ein umfangreiches spezialisiertes Angebot für die Behandlung bipolarer Störungen. Je nach Schwere der Erkrankung sind ambulante, tagesklinische und stationäre Behandlungen möglich. Je früher eine Behandlung beginnt, umso erfolgreicher wird sie sein.

Genaue Informationen zu bundesweiten Therapie- und Hilfsangeboten finden Sie unter den folgenden Links:

Wie kann ich die Behandlung unterstützen?

Besonders wichtig ist es, dass Sie sich ausführlich über Ihre Erkrankung und deren Folgen informieren (z.B. Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.). Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann hierbei helfen und entlastend wirken.

Bitte vermeiden Sie Stress und Überforderung sowie Alkohol und Drogen. Eine feste Tagesstruktur ist von größter Wichtigkeit. Zudem sollte ein geregelter fester Schlafrhythmus eingeübt werden. Regelmäßige sportliche Aktivitäten sollten ein fester Bestandteil des Alltags werden.

Durch das frühzeitige Erkennen von Warnzeichen können schlimmere Episoden verhindert werden. Besonders hilfreich ist es hierbei, Vertrauenspersonen mit einzubeziehen.

Informationen zu Selbsthilfegruppen bundesweit finden Sie hier:

Welche Tipps gibt es für Angehörige?

Nicht nur Betroffene leiden unter der Erkrankung. Auch nahestehende Angehörige erfahren die Konsequenzen der Erkrankung. Der vertrauensvolle Kontakt zu Angehörigen, Freunden oder Arbeitskollegen kann Betroffenen helfen, mögliche Veränderungen und Symptome zu bewerten. Oft bemerken Familie und Freunde solche Veränderungen früher als die Betroffenen selbst. Schon früh können Angehörige sich einschalten und die Erkrankte bzw. den Erkrankten motivieren, Hilfe zu suchen. Meist sind Angehörige oder Freunde eine wichtige Stütze während einer Krankheitsphase. Durch gemeinsame Notfallpläne können erneute Erkrankungen vermieden werden.

Das veränderte Verhalten der erkrankten Person ist in aller Regel das Symptom. Deshalb ist es wichtig für Angehörige, sich zu sagen, dass die Betroffene oder der Betroffene sich so verhält, weil er gerade krank ist und nicht, weil sie bzw. er es so will.

Angehörige sollten eigene Grenzen kennen und sich nicht überlasten. Durch einen vertrauensvollen Kontakt zu Ärztinnen und Ärzten und Therapeutinnen und Therapeuten wird die Begleitung der Angehörigen durch die Krankheit oft einfacher. Zur Unterstützung der Angehörigen von Personen mit einer bipolaren Störung gibt es verschiedene Hilfsangebote. In Angehörigengruppen und -seminaren können sie sich mit Gleichgesinnten austauschen und erhalten Informationen zu der Erkrankung sowie zum Umgang mit den Betroffenen. Informationen zu verschiedenen Angeboten in Ihrer Nähe finden Sie hier: